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Ein Mamablog aus Berlin – FAMILIE / LIFESTYLE / DIY / REZEPTE

Ach komm schon, das war doch nicht so schlimm!

Kennt ihr diesen Satz? Ich habe ihn schon so oft gehört, dass ich es gar nicht mehr zählen kann. Auch heute durfte ich wieder diesen weisen Worten lauschen und ich sage es ganz ehrlich: mir ist der Kragen geplatzt.

Nachdem ein Mann mit seinem Einkaufswagen mein Kind gerammt hat und es daraufhin anfing zu weinen, fuhr er an ihr vorbei und faselte so etwas wie: war doch nicht so schlimm, brauchst ja nicht gleich heulen.

Nett, oder? Ich habe ihm hinterher gerufen und ihn gefragt, ob das auch für ihn gelten würde, wenn ich das jetzt gleich mit meinem Einkaufswagen bei ihm machen würde.

Er ist einfach weitergegangen und hat noch nicht mal reagiert, am liebsten hätte ich ihm eine Dose an den Kopf geworfen und den Einkaufswagen gleich hinterher oder ich hätte die Situation mal ganz altmodisch vor der Tür geklärt. In solchen Situationen wünschte ich, ich wäre ein großer muskelbepackter Kerl.

Dass man aus Versehen mal jemanden mit seinem Einkaufswagen rammt, ist das eine. Das ist mir auch schon passiert. Für mich kam es darauf an, wie der Mann danach reagiert hat.

Wenn ich jemandem offensichtlich wehtue, auch ungewollt, tut mir das doch leid, oder? Oder generell: wenn ich mitbekomme, dass sich jemand verletzt, ein Kind weint, frage ich dann nicht zumindest kurz nach, ob alles in Ordnung ist? Ob ich helfen kann? Und wenn ich dieses Weinen verursacht habe, entschuldige ich mich dann nicht? Dabei spielt es für mich überhaupt keine Rolle, ob ich denn jetzt meine, dass das wehgetan hat, oder nicht.

Ich kann es nämlich schlichtweg nicht beurteilen, weil ich nicht der Verletzte bin. Was ich in diesem Moment aber machen kann, ist, mitzufühlen. Nachzufragen, ob ich helfen kann, trösten,  Empathie zeigen. Gerade dann, wenn es sich um ein Kind handelt.

Was meiner Tochter aber gezeigt wurde, ist, dass es ok ist, wenn fremde Menschen sie verletzen. Dass man sich dann auch nicht entschuldigen braucht und dass sie sich nicht so anstellen soll. Dass sie übertreibt, weil sie gleich heult.

Unmöglich. Und Glück für den Mann, dass ich die Dosen im Regal nicht gleich griffbereit hatte.

Zumindest wusste sofort der ganze Supermarkt, dass die Situation für mich nicht ok war, ich habe es lauthals kundgetan.

Und meine Tochter getröstet. Mit Zauberpuste, einer Umarmung und ein paar liebevollen Worten.

Weil ich nämlich nicht nur ihre Mutter bin, sondern auch ein Vorbild. Damit sie weiß, wie man sich in solchen Situationen normalerweise verhält. Und dass man weinen darf, wenn einem etwas wehtut. Man sich nicht anstellt, sondern nur zeigt, wie es einem gerade geht.

Und dass niemand einem wehtun und dann einfach weitermarschieren darf. Fertig.

Ich finde wir müssen unsere Kinder dafür sensibilisieren, dass so ein  Verhalten nicht in Ordnung ist und zeigen wie es richtig geht, damit wir unsere Kinder zu emphatischen Erwachsenen erziehen können.

Kennt ihr diesen Satz oder eine ähnliche Situation? 

Es hat auf jeden Fall gut getan, ein paar Worte darüber aufzuschreiben.

Alles Liebe

Eure Anita