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Neulich im Schuhladen

Neulich im Schuhladen – oder warum meine Töchter Schuhe für Jungen tragen

Vor ein paar Tagen war es mal wieder an der Zeit den Kindern neue Schuhe zu kaufen. Kinderfüße wachsen einfach unaufhörlich und immer dann ein besonders großes Stück, wenn man meint, dass die Schuhe bestimmt noch eine Weile passen werden. Aber gut, der Herbst ist da und auch der Winter naht, somit sind ein paar wärmere Schuhe durchaus sinnvoll investiertes Geld.

Also haben wir uns auf den Weg gemacht in den Schuhladen. Ich lasse die Füße der Kinder dort immer messen, damit wir ganz sicher auch passenden Schuhe aussuchen.

Nachdem die Füße ausgemessen waren, gab es allerdings nur noch ein wichtiges Kriterium, das der neue Schuh meiner Tochter erfüllen sollte.

ER MUSSTE LEUCHTEN ODER BLINKEN. UNBEDINGT!

Alles andere spielte für sie keine Rolle. Weder die Farbe, noch das Material der Schuhe,  ob ein Muster oder ein Tier drauf war, ganz egal,die Hauptsache war, dass der Schuhe irgendwo ein Licht besitzen und blinken würde.

Sie steuerte also direkt das Regal mit ihrer Größe an und schlug mit jedem Schuh einmal beherzt auf das Regal, um hoffentlich irgendwo ein kleines Leuchten oder Blinken zu entdecken.

LEIDER FEHLANZEIGE.

Also fragte ich bei der Verkäuferin nach, ob sie noch einen Schuh in ihrer Größe hätte, der leuchten oder blinken könne.

“LEIDER NEIN.”

Meine Tochter ließ sich nicht beirren und ging zum nächsten Regal über, der Schuhabteilung für junge Herren. Und siehe da, sie entdeckte ein Modell, dass tatsächlich ein kleines Blinklicht an der Seite hatte.

GESEHEN, ANGEZOGEN, FAST GEKAUFT.

Leider passte der Verkäuferin dieser Schuh für meine Tochter aber gar nicht. “Aber das sind doch Schuhe für Jungs, nicht für Mädchen!” war ihre ziemlich energische Aussage, bei der sie meiner Tochter den Schuh direkt wieder aus der Hand nahm und ihn zurück ins Regal stellte.

“DEINE ABTEILUNG IST DORT DRÜBEN!”

Meine Tochter wäre allerdings nicht meine Tochter, wenn sie das in irgendeiner Weise interessiert hätte. Ihre Abteilung ist die, in der es Schuhe gibt, die blinken können. Fertig.

Also ab zurück in die Jungsabteilung, den Schuh wieder aus dem Regal geholt und erneut angezogen.

Ich bat die Verkäuferin um den zweiten Schuh. “Sind sie sich sicher? Das sind doch eher Schuhe für Jungen!”

Neulich im Schuhladen

Ja, ich bin mir sicher und meine Tochter war es sowieso. BLINKSCHUHE sollten es sein. Ich wusste jetzt nicht, warum diese Schuhe explizit für Jungen vorgesehen sind, hat das etwas mit der Beschaffenheit des Fußes von Jungen zu tun? Sind die Füße anders, als die von Mädchen?

Also stellte ich meiner neuen Lieblingsverkäuferin genau diese Fragen.

Etwas perplex schaute sie mich daraufhin an und meinte, es ginge nur um die Farbe, die Schuhe wären schließlich schwarz und somit eher was für Jungen. STIMMT, LEUCHTET MIR EIN, -NICHT-.

Wie ihr euch jetzt denken könnt, leuchten seit diesem Tag ein paar Schuhe für Jungen an den Füßen meiner Tochter. Ich bin so ein Revolutionär….., ich weiß 😉 .

Schuhe sind schließlich für alle da, genauso wie Farben und Muster und überhaupt so ziemlich alle Dinge, die mir gerade einfallen.

Ich oute mich jetzt hier sogar noch ein weiteres Mal und gebe zu, schon einmal Hosen in der Jugenabteilung bei einer großen Einkaufskette für meine Töchter gekauft zu haben. Dort hat mich zwar keine kompetente Verkäuferin versucht von dieser Schandtat abzuhalten, aber ein bißchen illegal fühlte es sich trotzdem an ;-). REINER NERVENKITZEL!

Und wenn ich jetzt kurz nochmal meinen Ironieschalter ausschalte, dann sage ich euch, dass ich dieses Mädchen-/Jungen Ding absolut bekloppt finde. Dass es mich nervt, wenn einem irgendjemand erzählen will, was eher für Mädchen und was eher für Jungen geeignet ist.

Dass Mädchen doch keine Schuhe für Jungen anziehen können, schließlich sind sie ja explizit und nur für Jungen gemacht. Logisch, oder?

Neulich im Schuhladen

Und falls ihr euch da auch noch nicht ganz sicher seid, dann macht es doch einfach wie ich und lasst euch kompetent beraten. Im Schuhladen eures Vertrauens oder beim Spielzeugdealer um die Ecke.

Mit blinkenden Schuhgrüßen

Eure Anita

 

 

 

 

 

 

 

Was ich meinen Töchter mit auf den Weg geben möchte

Als Mama von zwei Töchtern habe ich schon den einen oder anderen Moment erlebt, in dem ich das Gefühl vermittelt bekam, das der Welt meiner Kinder Grenzen gesetzt sind. Und das nicht, weil man manchmal Dinge halt nicht so gut kann wie andere, sondern einfach nur aus dem Grund heraus, weil sie Mädchen sind. Immer noch laufen da draußen Menschen herum, die der Meinung sind, dass Mädchen bestimmte Dinge nicht können und auch nicht machen sollten, weil sie Mädchen sind. Fertig. Mädchen bitte in rosa zum Ballettunterricht, Jungs in blau zum Fußball, so einfach kann das Leben sein. Die Jungs schürfen sich ihre Knie auf, sind laut und frech, die Mädchen sitzen bitte brav und gesittet mit ihren Puppen im Kinderzimmer und kämmen sich gegenseitig die Haare. Auch wenn das jetzt etwas überspitzt ist, gibt es dennoch noch immer ein Rollendenken in den Köpfen vieler Menschen, was denn ein Mädchen oder einen Jungen ausmacht, was man so für typische Eigenschaften als Mädchen oder Junge hat.

Dank des Gendermarketings bekommt man es auch besonders leicht gemacht entsprechende Kleidung und Spielzeug für das jeweilige Geschlecht auszusuchen. Ob man für ein Mädchen oder einen Jungen etwas suche, wird man dann von der netten Verkäuferin gefragt und direkt in die entsprechende Abteilung gebracht. Jackpot, vor allem dann, wenn man so rebellisch ist wie ich und direkt in die “falsche” Abteilung geht. Einfach mal um zu gucken, was für meine Kinder giftig ist. So Sachen wie Autos, Bücher über Ritter oder Astronauten, alles nix für uns. Gesehen, gekauft und das schon oft.

Denn ich glaube nicht, dass meine Kinder irgendwelchen Vorgaben gerecht werden müssen, nur weil sie Mädchen sind. Sie sollen mit dem Bewusstsein groß werden, dass sie alles dürfen und nichts müssen. Dass sie Glitzer und rosa lieben dürfen, genauso wie auf Bäume zu klettern oder mit Rennautos zu spielen. Dass es kein typisch Junge oder typisch Mädchen gibt, sondern nur ein “das bist du” ! Dass jeder so sein darf, wie er nunmal ist. Fertig.

Wenn meine Tochter dann aus der Schule kommt und mir sagt, dass ein Junge heute gesagt hätte, dass ihr Rennauto was für Jungs sei und gar kein Mädchenspielzeug und sie dann erzählt, dass sie ihm gesagt hat, dass es sowas ja gar nicht gibt und jeder mit dem spielen darf, womit er möchte, dann bin ich stolz.  Denn ich glaube sie hat es verstanden. Für sie ist es normal, dass auch Jungs sich mal die Fingernägel lackieren und mit Puppen spielen. Dass rosa keine Mädchenfarbe ist, sondern einfach eine Farbe, die jeder mögen darf, dem sie gefällt.

Dass sie auch Ritter und Astronauten gut finden kann und dass es nichts gibt auf dieser Welt, dass sie nicht kann oder darf, nur weil sie ein Mädchen ist.  Weil das kein Grund ist, kein Argument und keine Entschuldigung, sondern einfach nur ihr Geschlecht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und wenn sie Lust hat den Eishockeyschläger vom Papa auszuprobieren und sagt sie will auch mal Eishockeyspielerin werden, dann soll sie das ausprobieren dürfen. Punkt.

Ich glaube, dass wir unsere Kinder in diesem Bewusstsein groß ziehen müssen, damit diese festgefahrenen Rollenklischees endlich aus den Köpfen der Menschen verschwinden. Damit wir wirklich mal an den Punkt kommen und sagen können: Ja, wir leben gleichberechtigt und das in jeder Phase unseres Lebens. Sowohl als Frau, als auch als Mann. Wir sollten uns vor nichts fürchten und vor nicht zurückweichen, nur weil mal jemand behauptet hat, das wäre nichts für uns. Alles ist möglich, nicht mehr und nicht weniger.

Und weil ich so rebellisch bin, werde ich gleich nachher mit meinen Kindern raus gehen und wir werden wieder mit dem Rennauto rasen, so wie es sich gehört, als richtige Mädchenmama.

Alles Liebe

Eure Anita